Gleitzeit

17.12.2023

So. Da kommt wieder mal was. Nach einem Jahr mit leider nur sehr wenig, dafür (versucht) umso «genussvollerem» Modellfliegen, will ich hier wieder einmal berichten. Auch wenn ich selten geflogen bin, gibt es nach so langer Zeit doch einiges, über das ich berichten kann. Und viele Bilder, welche die triste Winterjahreszeit mit schönen Erinnerungen und Vorfreude auf den kommenden Frühling erfüllen können. Einen Teil davon will ich hier teilen.

Wenn ich in den vergangenen Monaten Zeit hatte, dann war ich eher Segelfliegen. Und das ist in der Ebene für mich eher eine Notlösung als eine Erfüllung. Auf dem Flugplatz fliege ich lieber jene Flieger, die auf eine Piste angewiesen sind. .oO(Wer weiss – vielleicht meinen deswegen die flüchtigeren unter meinen Vereinskollegen ich flöge «nur Jets»… 🙃)

Also. Beginnen wir beim Berichten mit den…

Modellfliegerschnauzferien Edition 2022

Auch im Jahre 2022 haben Topper und ich wieder einen Modellflieger-Büsslitripp veranstaltet. Aufgrund der modellfliegerunfreundlichen Regulierungswut in Europa erneut «lokal», sprich in der Schweiz.

Mit dem Sarg auf dem Büsslidach sind wir im August 2022 ab meiner Homebase in Bertschikon losgefahren und dann zwecks möglichst schnellem Fliegen an einen Hang über dem Baldeggersee in unsere Schnauzferien gestartet.

Wie man sieht, durfte mein Haifisch wieder einmal mit auf die Reise. Trotz passendem Wind war es dann dort doch eher ein Kämpfen als ein freudiges austoben. Aber der geistige Einstieg war damit geglückt. Wir beschlossen für den nächsten Tag einen neuen Nord-Ostwind Hang anzusteuern und schnabelten mit unserem Büssli in Richtung Bern davon. Als es längst dunkel war, kamen wir auf 1571 Meter an unserem Ziel an und richteten uns für unsere erste Nacht ein.

Am Morgen begrüsste uns die Sonne auf dem Parkplatz des Gurnigels. Die Wolkenfetzen, die über den Kamm zu uns auf die Leeseite zogen und sich dort auflösten, liessen uns vermuten, dass wir uns nicht beeilen mussten. Also zuerst gemütlich frühstücken und in aller Ruhe das Geflügel auslegen und bereit machen.

Ohne Stress haben wir anschliessend mit unseren Gleitern den kurzen Weg zum Hang unter die Füsse genommen. Es war noch relativ kühl und die Nebelfetzen sorgten für eine zwar noch nicht fliegbare, aber umso mystischere Atmosphäre (Nebel: Auf dem Boden aufliegende Wolke(n). In diesem Fall Orographischer Nebel. Sorry. Dass muss an dieser Stelle als ehemaliger und langjähriger Meteo-Fach-50-Instruktor an dieser Stelle einfach sein ;).

Schnell hatte die Sonne aber die Luftschichten genügend erwärmt, dass wir unsere Flieger durch den ersten Schlitz schieben und bald in schönstem Sonnenschein und kühlem Wind tanzen lassen konnten.

Mit einem Blick zurück auf die Gurnigelkannte, die uns den ganzen Tag mit einer tollen Aussicht über das Aaretal und sehr guten fliegerischen Bedingungen unterhalten hatte, machten wir uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel. Dort wollten wir ein paar Tage bleiben. Darum haben wir uns unten im Tal nochmals mit Proviant eingedeckt, bevor wir Abends an unserem neuen Plätzchen angekommen sind. Von seinen Solo-Schnauzferien in Britannien hat der Topper noch zwei passende Biere mitgebracht, die wir uns zum Aufbau und zum Nachtessen grillieren gegönnt haben.

Es folgte eine schöne, lange Nacht. Und in der absoluten Dunkelheit unseres völlig abgeschiedenen Plätzchens haben wir in unserer Glückseligkeit auch zwei neue Sternbilder entdeckt. Selbstverständlich haben wir sie sofort bei der International Astronomical Union als «Fluxkompensator» und «Mirage» zur offiziellen Aufnahme in den Katalog als 89. und 90. Sternbild eingereicht. Zur Orientierung habe ich den Grossen Wagen, also den Grossen Bären, oder alternativ die Grosse Schöpfkelle – je nach kulturellem Hintergrund – eingezeichnet:

Mann erkennt sie wirklich gut, und einmal gelernt, kann man sie nie mehr un-sehen. Eigentlich erstaunlich, dass diese nicht bereits vor Jahrhunderten so benannt wurden.

Von unserer Entdeckung beschwingt, sind wir dann in unseren nächsten Flugtag gestartet. Nach einigen dutzend Minuten Fussmarsch waren wir bei unseren Kühen angekommen und haben gemeinsam geweidet. Die Kühe im Gras, und wir in der Thermik.

Am Abend, wieder zurück im Basecamp, gab es einen weiteren wundervollen Sonnenuntergang. Dort, wo sich die Kühe und Modellflieger gute Nacht sagen.

Wer kann oben den schlafenden Indianer im Sonnenuntergang erkennen? Er steht für mich für viele beste Erinnerungen. Nicht nur an jenem Sommerabend :)

Neuer Tag, neues Wander- und Flug-Glück.

Schliesslich haben wir uns dann aber doch auf den Weg in andere Gefilde gemacht. Unterwegs haben wir unsere Wasservorräte aufgefüllt (und uns beim Warten zum ersten Mal im Leben über die bescheidene Schüttung eines solchen Brunnens gemacht) und konnten uns am nächsten Morgen endlich mal die vielen Schichten Sonnencreme und das Salz von der Haut baden. Und: Never mess with a Vegetarian…

Am nächsten Tag wollten wir, vorbei an meinen fliegerischen Wurzeln, auf den Grenchenberg fahren.

Auch unter üblichen Umständen ist der Weg auf den Grenchenberg für das toppersche Büssli ein K(r)ampf. Dieses mal war jedoch die Vorbergstrasse gesperrt, und wir haben uns entschieden einer ausgeschilderten «Umfahrung» über «Sur le Chable» zu folgen. Ja, so nah ist Granges les Bains (in Memoriam Papapa) am Röstigraben. Sagen wir es mal so: Mit Steuerrad mit den Schraubenschlüssel nachziehen und #!@¿}X! es hat geklappt. Wir sind oberhalb des Stierenbergs wieder auf die gewünschte Strasse gekommen. (Was sagt das aus, wenn der Busfahrer beim Fahren ohne den Gurt zu lösen und sich zu verrenken eine Rohrzange greiffen kann? Und was sagt es über den Beifahrer aus, wenn er sich diese Frage erst im Nachhinein stellt?)

Belohnt wurden wir erneut mit fantastischer Aussicht über das Mittelland und recht guten Flugbedingungen.

Letztes Foto oben: Suchbild – wo ist der Pilot?

Mit der Entscheidung, was wir als nächsten tun wollten, haben wir uns nicht leicht getan. Die Bedingungen waren gut, die Aussicht sowieso, und zu Essen und Trinken hatten wir genug dabei um auf dem Grenchenberg zu bleiben. Trotzdem wollten wir in den verbleibenden Tagen unserer Reise noch etwas Neues ausprobieren. Nach den üblichen 2.5 Flugstunden haben wir uns daher wieder auf den nach-unten-Weg gemacht. Aufgrund der gesperrten direkten Strasse und unserer Erfahrung mit der «Umfahrung», dieses mal via Court-Tavannes-Biel. Eine willkommene Nebenerscheinung von unserer Entscheidung war, dass wir uns auch an diesem Abend erneut im Wasser erfrischen, und anschliessend, frisch gebadet, im Fischerhuus bewirten lassen konnten.

Nach einem musikalischen Abend aus dem «Lärmklötzli» oder der «Boombox» auf zwei Stüehli zwischen Aare und dem Flugplatz Grenchen, machten wir uns auf den Weg auf den Ahorn. Respektive auf die Ahorn-Alp. Zwischen den Juraketten, von denen wir hergereist waren, und den Luzerner und Berner Alpen, fliegt man dort über den Hügeln des Napfes. Es trug prächtig und auch hier waren wir wieder praktisch alleine. Erst am zweiten Tag bekamen wir Gesellschaft eines freundlichen, gmögigen Modellfliegerkollegen. Auf dem Ahorn kann man im Büssli (nach Anmeldung) offiziell übernachten und die sanitären Anlagen benützen. Selbstverständlich haben wir auch die Gelegenheit genutzt, für uns Kochen zu lassen, und haben vorzüglich im Restaurant gespiesen.

Im 2023 haben wir es leider nicht auf unser so traditionsreiches wie legendäres Büsslireisli geschafft. Daher bleibt auch ein Bericht dazu aus.

Wer weiss, vielleicht schaffen wir es bald wieder einmal ins benachbarte Ausland? Es hat uns dort eigentlich immer sehr gefallen. So long und bis bald wieder an den Hängen und in der Sonne – Mailman.

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