Styro Kerne und die Pik 20
Wir haben wieder mal geschnitten. Der Topper und ich. Und wenn wir schon dabei sind, haben wir gerade Kerne für alle möglichen Projekte beiderseits aus dem Schaum befreit. Der Anlass war aber eigentlich weder meine Pik noch der Wandervogel von Topper, sondern die Flächenkerne der P-80. Da ich aber keine Fotos der P-80 Flügel gemacht habe, nehme ich das zum Anlass um über die Flügel meines Steinhardt/Wanitschek Pik 20 C Projektes zu berichten.
Wie auf meiner Modell-Übersichtsseite steht, befindet sich auch eine Pik 20 C in der Projektküche. Der Rumpf dazu stammt aus Formen der ehemaligen Firma Wanitschek, den Herr Steinhardt in verdankenswerter Weise immer noch herstellt und vertreibt. Aus den selben Häusern ist übrigens auch meine Libelle. Flächen zum Pik Rumpf gibts natürlich – wie den ganzen Bausatz – nicht mehr. Alles ausser Rumpf, Haube und Haubenrahmen muss selbst gefertigt werden. Das passt mir jedoch ganz gut, denn dann kann ich neben der Flächengeometrie auch das damals vom Hersteller gewählte Profil, ein (modifiziertes) E 374 anpassen.
Vielleicht zuerst mal etwas über…
Pik 20 – das Projekt
Wenn wir von anpassen sprechen, dann müssen zuerst mal Anforderungen hin. Also, die Ausgangslage vor dem Projektstart im letzten Jahr: Ich will einen alltagstauglichen, Allrounder in Scale Optik bauen.
“Alltagstauglich” bringt die folgenden Anforderungen ins Spiel:
- Der Flieger soll genügend klein sein, damit man ihn vernünftig transportieren kann. Auch auf einen Berg.
- Er soll einen Elektroantrieb haben, damit man auch bei nicht bombensicheren Bedingungen in den Bergen fliegen kann. Ohne Gelenkklappern. Damit ist in der Ebene die Autonomie ebenfalls gewährleistet, sollte mal eben kein Schlepper zur Hand sein.
Die Anforderung an einen “Allrounder”:
- Der Flieger sollte genügend leicht und thermikempfindlich sein damit man den Motor nicht braucht. Wenn man nicht will.
- Er soll aber auch einen vernünftigen Durchzug haben und zum Rumsau(s)en genügend stabil sein. FAI Wenden werden nicht gefordert.
…und die “Scale Optik”:
- Ich will keinen Zweck-Besenstiel-Segler. Den habe ich bereits vor mehr als einem Jahr bei Stefan Eder/Aer-O-Tec bestellt. Vielleicht wird der ja auch irgendwann geliefert. Wer weiss. Ich habs noch nicht ganz aufgegeben. Trotz obermühsamer und völlig unzuverlässiger Kommunikation und ebensolchem Service wird das ja vielleicht irgendwann noch was. Sorry, ich schweife ab. Wer Frustration findet darf sie behalten. Also: Es muss nicht super Scale sein, aber es sollte so aussehen, als wärs ein “Richtiger”.
- Damit so ein semi-scale Flieger nicht nur am Boden, sondern auch in der Luft semi-scale aussieht, braucht er eine gewisse Grösse um das dafür nötige ruhige Flugbild und die langsame Majestätik der Bewegung zu erzeugen.
Zu diesen, natürlich teilweise widersprüchlichen, Anforderungen musste nun ein passendes Modell gefunden werden; Das war/ist eben diese Pik 20 C von Wanitschek aus den 70er Jahren des letzten Jahrtausends. Sie ist mit gut 3.6m Spannweite (nach Plan) genügend klein um noch als “handlich” durch zu gehen, aber auch genügend gross um dem Scale-Flugbild-Anspruch gerecht zu werden. An der Pik gefiel mir – wieder einmal – die etwas eigenwillige Form. Der Wanitschek Rumpf machte zusätzlich einen eher etwas schlankeren Eindruck und besitzt eine Nase, zu der ich relativ problemlos einen Spinner für den Nasenantrieb finden sollte. Also wurde das Teil bestellt und prompt geliefert (Die Zuverlässigkeit von Herrn Steinhardt ist eine Wohltat für den gebeutelten Modellbauer und -flieger. Danke!). Das Original stammt übrigens ebenfalls aus den 1970er Jahren und wurde ursprünglich als Flugzeug der damaligen Standardklasse entworfen.
Die Auslegung
Seit dem letzten Sommer wurde immer mal wieder am Flügel herum getüftelt. Am Rumpf ist eine E 374 Wurzelrippe angeformt. Doch dieses Profil wollte ich nun gar nicht. Ich habe mir eher etwas in der Richtung von HQW2.5 vorgestellt (Man verzeihe mir die unterschiedlichen Re-Zahlen. Ich habe sie nicht extra nochmals gerechnet):
Wenn man die Dickenrücklage des E 374 ansieht, dann wurde das aus meiner Sicht von einen euphorischen Grenszschichtoptimisten ausgewählt. Bereits die HQW Familie hat für mein Gefühl ein sportliches Verständnis der Dickenrücklage:
Damit der Übergang der Eppler-Wurzelrippe auf einen HQ-Flügel einigermassen passt, habe ich aber innerhalb der ersten 10cm von einem HQW2.0/11 auf das am restlichen Flügel verwendete HQW2.5/11 gestrakt. Damit wurde das innere Flügelsegment auch genügend kurz, dass es gerade noch in meinen grossen Schneidbogen passt. Um der Gutmütigkeit Willen habe ich den Flügel zur Spitze hin um 0.5° geschränkt und die Wölbung an der Spitze auf 2.8% erhöht. Ebenfalls habe ich die Geometrie soweit es ging (Anformung am Rumpf) an den Originalflügel angepasst. Der Flügel ist damit auf der ganzen Spannweite etwa anderthalb Zentimeter zu tief, und weisst nun 3.8m Spannweite auf. Am Ende sah der Plan so aus:
Der Rumpf der Wanitschek Pik ist übrigens tatsächlich um einiges verschlankt, wie aus einem groben Vergleich einer (unbekannten) 3 Seitenansicht der Pik und der Kontur aus einem von der Seite aufgenommenn Foto des Rumpfes zeigt:
Die ganze Geschichte ist leider etwas flach gedrückt und verliert so ein bisschen den Reiz der eigenwilligen Pik Form. Jänu, es gefällt mir immer noch, spart etwas Widerstand, passt zum angestrebten Zweck und fällt kaum jemandem auf. Wer kennt den schon die genaue Form einer Pik um den Unterschied zu bemerken :) (Die ASW 20 aus dem selben Haus scheint ebenfalls etwas verdünnt zu sein, hingegen passt die ASW 15 B).
Nun aber zum…
Flächenschneiden
Nachdem ich im örtlichen Baustoffbedarf 5 Swisspor XPS Platten gekauft habe, haben wir uns bereits am letzten Dienstag zu einer ersten Session getroffen. Der Herr Topper hatte zuvor die Schneidrippen CNC gefräst, was ja schon unglaublich viel Arbeit erspart und wirklich wunderschöne Resultate ergibt. Nach 7 Stunden schneiden waren wir aber trotzdem erst bei der Hälfte aller zu schneidenden Kerne angelangt. Deshalb gabs heute eine zweite Sitzung im Namen Keller des Herrn.
Zum Schneiden ist nicht nur das richtige Material wichtig, nein, es ist auch auf die richtige geistige Einstellung und persönliche Herangehensweise zu achten. Am Besten erreicht man das mit meinen guten alten ETH Schneidbögen und der gezielten Zuhilfenahme des passenden Blickes und eines Modellfliegerschnauzes:
Ich habe ja schon vor einiger Zeit einen Artikel zum Styro Schneiden geschrieben (den ich dann auch mal wieder ergänzen werde…) aber weils so schön ist, hier einige “Bau”-Stufen.
Die Rohlinge für die Flächen werden mit Teppichklebeband auf die ebene Unterlage geheftet und gegen Verzug beim Schneiden beschwert:
Die Schneidrippen befestigen wir ebenfalls mit doppelseitigem, scherenveklebenden Kaugummiteppichklebeband:
Wenns gelingt siehts so aus. Solange die Zuspitzung der Stücke gering ist, sind die Resultate mit etwas Übung kaum von CNC geschnittenen Kernen zu unterscheiden:
Und *heureka!*. Tatsächlich sind wir heute Abend fertig geworden! Leider habe ich kein Foto des Kernebergs gemacht… Kurz nach Mitternacht zuhause, mussten die Flächen natürlich mal probeliegen und der Frau unser Werk gezeigt werden:
Sodeli. Jetzt gehts aber zuerst weiter mit der P-80 :D
Tags: P-80C Shooting Star, Pik 20