Männer Weekend, der Samstag
Es war wieder mal so weit. Der Meteorologe hat nach einer Woche strahlendem Sonnenschein ein “eher” besch..eidenes Wochende mit viel Regenschein angesagt. Perfekt, für ein Fliegerwochende. Wenn man die Aussagen eben jener Anstalt in den letzten drei Monaten zu deuten gelernt hat, müsste es eigentlich strahlend und bestes Flugwetter werden. (Edit: Ich habe gerade gelernt, dass die Schweizerische Meteorologische Anstalt jetzt keine Anstalt mehr ist, sondern ein Amt.)
Spass bei Seite. Wir hatten uns natürlich etwas anderes erhoft. Aufgrund der Vorhersagen liessen wir alle grossen Pläne und viele Autokilometer fallen und beschlossen am Samstag, dem besseren der beiden Tage, mal den Gnipen zu besuchen. Der stand schon länger auf der TODO Liste und der Wind würde nach ebenjener Prognose passen.
Nach der wunderschönen und gemütlichen Anfahrt im Büssli über den Sattel und durch 95% aller weltweit existierenden Altmatten konnten wir auf 1000 Metern Höhe parkieren und in der brütenden Mittagshitze die Restlichen 500m Aufstieg in Agriff nehmen. Unsere Vorbereitung war genau so bescheiden wie die Vorghersagequalität der Meteorologen. Entsprechend hatten wir weder eine Ahnung wie weit und wie lange der Aufstieg gehen würde noch wos den lang gehen würde. Nun gut, eine Bergspitze kann man schlecht verfehlen. So lange es noch nach oben geht, ist man noch nicht am Ziel. Nach diesem Motto erreichten wir nach knapp anderthalb Stunden schweissgebadet die grüne Wiese.
Der Ausblick und das Flugfeld machte aber alle Mühen wett.
Ganz alleine waren wir nicht. Ein weiterer Modellflieger und ein Gleitschirmflieger, sowie, im Laufe des Tages, zwei dutzend Wanderer teilten unsere Pläne.
Schnell waren die ersten Modelle zusammengesteckt und in die warme Luft geworfen. Der Wind blies sanft von Norden her über die lange, gewölbte Graskuppe, so, dass wir mit wenig Mühe immer wieder einen Hangwind unterstützten Bart fanden, der uns die Möglichkeit gab unsere Holz- und Kunstoffvögel gekonnt neben dem Aufwind kreisen zu lassen.
Mussten wir zu Beginn immer mal wieder etwas suchen, wurde das Wetter im Laufe der Zeit immer Dubelisicherer, so, dass der werte Modellbaukollege, der bei unserer Ankuft mit seinem Hangflitzer immer wieder auf bessere Aufwinde warten musste, besser noch etwas geblieben wäre.
Da von den angekündigten Gewittern weit und breit noch nichts zu sehen war (wie sich Sturzi immer wieder bei mir versicherte) haben wir schliesslich noch die altehrwürdige Libelle zusammengeschraubt und Gnipenluft schnuppern Lassen.
Wie es schien haben auch die “Richtigen” im Verlauf des Tages gemerkt wie der Wetterbericht zu verstehen ist, und, dass der Gnipen heute trägt. Zu unserem Erstaunen sind gegen 5 Uhr Nachmittags immer mehr Schleppzüge angekommen und haben in die von uns vorgegebene Richtung in den Bart eingekreist.
Irgendwann waren wir dann mit Glückshormonen gesättigt und haben doch den Abstieg unter die Sohlen genommen. Nach 5 Stunden in der prallen Sonne sind die selben 500 Höhenmeter wieder runter genau so anstrengend wie hoch. Jänu.
Und weils dann unten immer noch nicht gehagelt und gewittert hat, haben wir die Flieger wieder zusammengebaut, auf der Frisch gemähmten Wiese vom Typ “wenn ich gross bin werd’ ich ein Golfrasen” das Spicki-Set ausgerollt und sind in die hereinbrechende Finsternis geflogen. Und wie das noch ging! Obwohl die untergehende Sonne längst hinter 8/8 CU/TCU/CB Bewölkung verschwunden war, hatten wir durchaus noch Aufwinde und viele Nullschieber, so, dass der Haifisch die längste Zeit zwischen 80 und 100 Metern Spickhöhe herumgondeln konnte.
Nachdem wir dem freundlichen Bauern und seinem interessierten Sohn die Flieger und Fliegerei erklärt hatten, brachen wir, zusätzlich erfüllt mit dem Gefühl dem Modellflug ein weiteres Opfer zugeführt zu haben, in eine Beiz auf. Nennen wir sie Rössli.
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