Leitwerk aus dem Sack
Nachdem mich Topper in seine Flügel-Mylar-Sack-Methode eingeführt hatte, musste das natürlich sofort nachvollzogen werden. Die Kerne hatten wir ja vor ein paar Wochen geschnitten. Das Leitwerk der Pik 20 ist, im Gegensatz zur Tragfläche, dafür ausgelegt, in eben dieser Bauweise – quasi als Test – gebaut zu werden. Dazu habe ich zuerst mal die zwei Hälften der Styrokerne und der Schalen verklebt. Dort wo später die Schraube zur Befestigung des Höhenleitwerks rein kommt, habe ich einen massiven Balsakern eingepasst und formschlüssig verschliffen. Die Rillen und etwaige Spalten zwischen Styro und Balsa habe ich mit einem einem Styroverträglichen Leichtestspachtel aufgefüllt und schlussendlich alle Oberflächen sanft überschliffen.
Nach einigen Versuchen ist Topper drauf gekommen, dass die Kombination aus Spritzen der Mylarfolien und einstreichen mit thixotropiertem Harz eine glänzende, pinholefreie Oberfläche ergibt. Also, habe ich die passend zur Form des HLW zugeschnittenen Mylarfolien Gelb gesprizt. Ich würde gerne Pik-Gelb sagen, aber leider habe ich dieses giftige grün-gelb in der Dose so nicht gefunden und halt zu “Signalgelber” Acrylfarbe gegriffen. Es ist ja ein Versuch und muss am Schluss (leider) trotzdem nochmals überspritzt werden.
Die Pik 20 war übrigens das erste Serienflugzeug, das getempert wurde und darum eine höhere Warmfestigkeit hatte. Das erlaubte erstmals bei ein Kunststoffflugzeug die Lackierung in verschiedenen, von Weiss unterschiedlichen, Farbtönen. Die meisten Farbe waren jedoch etwas eigenwillig und die Giftgelbe hat mir am besten gefallen.
Nachdem die Farne auf den Mylarfolien ausgehärtet war gings weiter. Auf die etwa 2-3 Stunden angelierte thiotrope Harzschicht auf den Folien wurden drei 50g/m² Glasgewebe, eine davon diagonal, auflaminiert.
Die Nasen des Styrokerns und drei 8cm Streifen Glas habe ich mit Sprühkleber (ein Kontaktkleber) knapp eingesprüht und besagte streifen danach damit um die Nase und die Randbögen des Leitwerks befestigt. Der Kontaktkleber hält das Glas satt in Position, wenn nun der Kern mit Harz benetzt wird, damit eine saubere Verklebung zwischen dem Glas auf der Mylarfolie und dem Stropor möglich wird. Die beiden beglasten Folien habe ich nun sauber mit der richtigen Seite nach oben und unten mit dem Kern verheiratet. Zwei Streifen Klebeband helfen das ganze So lange in Position zu halten, bis sich das Sandwich im Vakuumsack befindet.
Noch ohne Vakuum wird das ganze nun zwischen den Schalen (die sich ausserhalb des Vakuumsackes befinden) eingeklemmt und ausgerichtet. Genügend Gewichte unterstützen das Vakuum und beugen zusammen mit einer gerade Tischplatte einem Verzug des Säuglings vor. Wenn alles passt wird um 0.5 Bar evakuiert und das Kind für die nächsten 24 Stunden sich selbst überlassen.
Dabei kam Christoph’s uralte Pumpe zum Einsatz welche mit 12V aus meinem neuen Supderdupernetzteil gespiesen brav am Sack nuckelte.
Nach 24 Stunden dann endlich der ersehnte Momment: Entsacken. Die gewachste Mylarfolie trennte sich bereitwillig von ihrer Farbschicht und zum Vorschein kam eine makellose Höhenleitwerksoberfläche.
Nach dem Abschleifen der Harzreste musste das Flügelchen natürlich sofort probesitzen und im Licht vorglänzen. Eigentlich schade, dass ein Flügel nach dieses Sackmethode trotzdem im Bereich der Nase nochmals verschliffen, und daher auch nochmals gespritzt werden muss…
Lessons learnt:
- Das Spitzen ergibt einen farblichen Grundton, ist aber zur Vermeidung von Pinholes vermutlich nicht notwendig. Das thixotropierte Harz reicht dazu wahrscheinlich aus.
- 3x50g/m² Glas sind gleich schwer wie 50g Glas und 100g Kohle, aber wesentlich weniger steif. Und mit dunkler Kohle macht das “vorspritzen” dann vermutlich auch wieder mehr Sinn.
- Wasserfester Filzstift mag wasserfest sein. Harzfest ist er aber nicht. Schreibe die Kerne nicht mit schwarzem Edding an – es wird sich abzeichnen.
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